Da ich gerade einen Anfall von Schreiblust habe, wollte ich Euch mal an meinen Erfahrungen als Partyfotograf teil haben lassen, und zwar die technischen Aspekte und wie ich damit umgehe. Darauf, wie das bild letztendlich aussehen soll, gehe ich dabei nicht ein. Das muss jeder selber wissen, ob er die Bilder kippt, oder die Verschlusszeit länger wählt um dabei die Kamera zu drehen oder zu Zoomen um Lichtspuren ins Bild zu bekommen. Das ist der persönliche Geschmack, daher gehe ich nur auf die Technik ein.
Oft kommt die Frage nach dem richtigem Objektiv auf. Um Ehrlich zu sein, ist das weitgehend egal, da man die Bilder ja oftmals nur verkleinert im WebFormat anschaut. Mir reicht meine EF-s 18-55mm 3,5-5,6 IS mehr als aus. Dabei nutze ich fast ausschließlich 18mm Brennweite, warum erkläre ich später. Natürlich sind auch "potentere" Objektive wie ein EF-s 17-85 oder 17-50mm Zoom etwaiger Fremdhersteller problemlos möglich. Allerdings empfehle ich mindestens 15mm. Die Lichtstärke ist eigentlich egal, sodass man mit einer 3,5er Blende sehr gut auskommt.
Generell empfehle ich eine Brennweite zwischen 15-20mm. Unterhalb der 15mm wird die Verzerrung durch das Objektiv zu stark, sodass die Leute verzerrt werden. Vor allem am Bildrand (zB bei Gruppenaufnahmen) werden die Personen nicht mehr vorteilhaft abgebildet. Vorteile der geringen Brennweite ist aber, dass man auch bei größeren Gruppen einen geringen Abstand zu den Personen einhalten kann. In vollen und engen Clubs ist Platz oft Mangelware, und man muss darauf achten, dass man selbst nicht zu sehr die Leute stört, nicht an gerempelt wird, und keiner durch das Bild läuft. Genau aus diesem Grund sind hohe Brennweiten auch kontraproduktiv. Oft werden zwar kurze Festbrennweiten empfohlen, aber dort gibt es häufig nur 28mm oder gar 35mm Brennweite. Ich selbst habe es versucht mit 28mm zu fotografieren- bei 2 Personen ist es kein Problem, aber bei 3, oder noch mehr Leuten wird der Abstand zum Motiv zu groß, sodass oft Leute durch das Bild rennen, oder es vom Platz her einfach nicht möglich ist so weit zurück zu gehen, als dass man die Leute auch wirklich auf das Bild bannen kann. Daher nutze ich eben so gut wie ausschließlich 18mm, auch wenn im Potraitbereich natürlich länger Brennweiten vorteilhaft wären.
Weiterhin bieten Festbrennweiten oftmals eine doch zu große Blende. Hier muss man einen Kompromiss zwischen Lichtstärke/Belichtungszeit und Tiefenschärfe eingehen. Eine zB 1,8ter Blende ermöglicht zwar eine kurze Belichtungszeit, aber die Tiefenschärfe wird extrem gering. Die leute stehen natürlich nie akkurat in einer Schärfeebene, oftmals stehen sie sogar hintereinander, und dort würden die Personen einfach in bereits in die Unschärfe fallen. Daher ist eine Blende von 2,8 bis 3,5 schon sehr gut zum Arbeiten. Da die Brennweite ja doch eher gering ist, ist die Schärfentiefe selbst die den jeweiligen Offenblenden groß genug.
Nun eines der wichtigen Sachen, die dafür sorgen, ob ein Bild stimmig wird, oder nicht. Stimmig ist es für mich, wenn der Hintergrund schön hell und farbig ist. Dazu nutze ich die ISO1600 oder gar ISO3200. Durch die geringe Webauflösung fällt das Rauschen so gut wie gar nicht auf, da es beim Verkleinern einfach weggerechnet wird. Vorteil ist aber, dass die Belichungszeit verkürzt wird, um auch nervöse Gäste möglichst verwacklungsfrei abzulichten. Je nach Lokation muss man einschätzen, welche Belichtungszeit man nimmt. Mit ISO1600 habe ich häufig 1/10s bis 0,5s verwendet, mit ISO3200 entsprechend 1/20 bis 0,3s. Entweder verlässt man sich dabei auf den Av (Zeitautomatik) Modus, oder geht direkt in den manuellen Modus. Das ist eine Sache der Erfahrung, und wie gut der Belichtungsmesser der Cam mit dem Licht zurecht kommt. Der Av-Modus der Eos450d war dort leider nicht so gut, hingehen die Eos 7D wunderbar im Av Modus belichtet. Aber wie geht es, dass bei solchen langen Zeiten die Leute nicht verwackelt sind? Nunja das "Geheimnis" daran ist es, die Leute immer gegen das Licht zu stellen. Im Idealfall stehen die Leute komplett im Schatten, ihre Silhouette ist komplett schwarz, hingegen der Hintergrund komplett beleuchtet wird. Dabei ist möglich den Hintergrund bis in die Überbelichung zu treiben, ohne dass die Leute belichtet werden. Natürlich ist es so nur extrem selten möglich, dass man doch etwas auf die Zeit achten muss. Deswegen nutzen wir ja doch die Offenblende und eine sehr hohe ISO. Die Leute werden dabei ausschließlich vom Blitz belichtet
Der Blitz: Rein theoretisch reicht der interner Blitz der Cam vollkommen aus- zumindest von der Leistung. Wenn man die Leute wie oben beschrieben positioniert, dann ist die abgegebene Blitzleistung sehr gering. Der Blitz arbeitet dabei komplett automatisiert im TTL (bei Canon eTTL). Dennoch gibt es genügend Gründe, die für einen externen Blitz sprechen. Zunächst einmal das Fokuslicht. Der interne Blitz ist oft so, dass er durch eine Reihe von Blitzfolgen den Autofokus unterstützt. Das geht nicht nur auf die Ladezeit des Blitzes und natürlich den Akku, oftmals denken die Leute auch, dass das Bild bereits im Kasten ist und ziehen eine Flappe oder trennen sich schon wieder. Wenn dann das Bild wirklich geschossen wird, sind die Leute schon gar nicht mehr in Position. Ein Blitz mit einem ordentlichem AF-Licht (Wie alle original Canon, zB 430exII oder 580exII) unterstützt den AF besser, als das Blitzgewitter. Der AF ist schneller und auch genauer. Weiterhin nervt es die Leute nicht, sondern wirkt noch als eine Art "Gleich gehts los-Lampe" Ist sie aus, kommt kurz danach das Bild. Weiterer Vorteil eines externen Blitzes ist es, dass man ihn drehen und anwinkeln kann. So ist es, sofern die Location es zulässt, möglich, indirekt zu Blitzen und so interessante Schatten und Helligkeitsabstufungen zu erzeugen. Der Interne hat seinen festen Leucht- und Bildwinkel. Weiterer Vorteil, die sicherlich jeder kennt, der schon eine kleine Kompaktknibse benutzt hat- Rote Augen. Ein externer Blitz sorgt allein durch seine Position dafür, dass rote Augen nicht entstehen, da er abseits der optischen Achse liegt. Die Ruflektionen, die der Blitz erzeugt, werden nicht in das Objektiv abgebildet und daher kommt es erst gar nicht zu roten Augen. Das funktioniert leider nur auf kürzeren Abständen. Bei einigen Metern Abstand kann es der wohl wieder zu rote Augen kommen, da der Winkel zwischen Objektiv und Blitz geringer wird. In der Eventfotografie und normal bei der Fotografie sind die Abstände aber immer noch so gering, dass es einfach nicht zu roten Augen kommt. Der Blitz sollte prinzipiell auf den 2. Vorhang gestellt werden, da dieses in der Regel ein schärferes Bild liefert.
Das sind zunächst die wichtigsten technischen Aspekte, die unverzichtbar sind. Komme ich daher nun zu "Sonderzubehör" dazu zähle nur 2 wichtige Dinge: Ein Lichtformer und Folien. Lichtformer sind eine Sache der Location. Ich selber verwende ab und an einen normalen, billigen Bouncer. Diese Teile bewirken, dass das Licht auch noch seitlich angestrahlt wird. Wenn entsprechend Reflektionsflächen vorhanden sind, werden so die Schatten weicher. Nun sind Discos aber oftmals größer, haben hohe Decken und oftmals noch dunkle Wände. Aus diesem Grund sehe ich deren Bildwirkung als nicht so notwendig an. Wenn man allerdings Leute gegen eine Wand fotografieren muss, hilft es die Schlagschatten etwas weicher zu machen. Nachteile dieser Bouncer ist aber, dass die benötigt Blitzleistung steigt, weil das Materiell einfach Licht schluckt, und eben wie gewollt Licht an die Umgebung abgegeben wird. Das schadet mitunter der Lebensdauer des Blitzes, aber vor allem zerrt es mehr an den Batterien/Akkus. Folien sind ein gutes Mittel, um in der Cam das Licht umzufärben. So wird sehr häufig eine 204 CTO-Folie der Firma LEE verwendet. Diese Folie ist orange gefärbt und sorgt dafür, dass die Farbtemperatur des Blitzes auf Kunstlicht gefärbt wird. Entsprechend muss der Weißabgleich der Cam auf Kunstlicht gestellt werden. Findet man in der Location also weitgehend Kunstlicht (Glühlampen) vor, hilft es hier die Farbtemperatur des Hintergrundes der des durch den Blitz belichteten Motivs anzupassen. Das Bild wirkt harmonischer. Hat man allerdings mit Kunstlicht in Form vom Leuchtstoff-/Neon-röhren zu tun So empfiehlt sich eine grünlich gefärbte Folie. Leider kenne ich den LEE-Farbcode nicht, dort muss man mitunter etwas experimentieren. Der Weißabgleich wird dabei auf Neon-röhre gestellt. Ohne diesen Trick kann es vorkommen, dass die Leute zwar den richtigen Farbton haben, das Licht aber grünlich wirkt. Ich selber nutze nur eine 204'rer Folie und dann auch nur, wenn das Umgebungslicht es erfordert. Habe ich mit weitgehend rotem Licht zu tun, so nutze ich die Folie um das Licht etwas kühler zu machen. Dadurch wirken die Rottöne nicht so intensiv. So finde ICH, dass die Bilder harmonischer wirken. Habe ich allerdings eher bläuliches Licht, so nutze ich den Blitz ohne Folie.
Weiterhin gibt es noch eine kleine Einstellungen, die man innerhalb der Cam einstellen kann. Daher sage ich einfach mal, was ich bei meiner Eos 7D eingestellt habe. Modus: Av, ISO3200, Tonwertpriorität: AN, Belichtung auf +1/3EV, Blitzkorrektur (580exII) auf +1/3 bis +2/3EV, Weißabgleich automatisch oder wenn mit Folie auf entsprechendem WB, WB-Shift im Menü eingestellt auf B3G3 (gibt kühleren Weißabgleich), Rauschreduzierung: Stark, Mehrfeldmessung (Belichtung wie auch Blitz), Oneshot AF, Mittleres Fokusfeld mir Unterstützung der Nachbarfelder (und dann Bildausschnitt verschwenken)
Ich hoffe, dass nun einiges klarer ist, und man nicht den P-Modus benutzt und mit ISO400 bei 1/60s das ganze Bild versaut =)
Euer mÖre
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Da ich die Sektion Berichte wieder etwas füllen möchte, werde ich über die Zeit verteilt mal meine Meinungen zu Objektiven verbreite...(weiterlesen)
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